Nun mal im Konzerthaus, Berlin

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„Missa Solemnis“ in Cairo hatte mir noch besser gefalllen, aber dafür gibt es im Konzerthaus keinen Kravattenzwang und auch ist das Haus natürlich viel schöner.

Konzerthausorchester Berlin
Deutscher Kammerchor
Lydia Teuscher (Sporan)
Sibylla Rubens (Sporan)
Kenneth Tarver (Tenor)
Tobias Berndt (Bass)

Geburtstagsfeier bei Mohammeds Familie

heute war die Geburtstagsfeier bei der Familie und Joseph rief an, um mitzuteilen, dass wir gut wieder in Deutschland angekommen waren und alle wollten sich bedanken und sogar der behinderte Junge, dem auch das Sprechen wohl schwerfällt, hat unter großer Mühe mit Joseph gesprochen, um sich für den Teller Backlava zu bedanken. Die Mutter sagte, dass sie über das Glück einer so schönen Feier für ihre Kinder heute nicht mal ihre Rückenschmerzen spüren würde.

Es ist wirklich ein großes Geschenk, dass wir bei dem Leid was die Familie ertragen muss, auch teilhaben dürfen, wie sehr sie sich freuen.

AUA und Nico macht aua

Mit AUA hatte ich ja schon zu Reisebüro Zeiten immer Probleme.

Damals hatten sie mir Carlos Kleiber beinahe nicht mitgenommen, weil sie nicht im Computer nachgeguckt hatten, dass ein Ticket hinterlegt war.

Und diesmal war die Maschine defekt. Wir waren bereits 20 Minuten in der Luft als der Kapitain ankündigte, dass wir wieder zurück nach Kairo fliegen, weil es unerklärbare Vibrationen gab.

Abschiedsabend

Unsere Träume mit dem Rollstuhl hatten wir weiter auf uns wirken lassen. Aber am nächsten Tag wollten mal schauen, was so ein Rollstuhl denn tatsächlich vor Ort kostet. Und man wird es kaum glauben können, ein Rollstuhl im Kairo kostet wirklich zwischen 45 und 55 € je nach Ausführung, also so viel wie ich geträumt hatte. Und deshalb glaube ich tatsächlich, dass es eine Art göttlicher Offenbarung war, denn woher hätte ich wissen können, wie teuer ein Rollstuhl in Ägypten ist. Da stand unser Entschluss fest, dass wir nochmal Geld tauschten wollten, um genug Geld für den Rollstuhl zu haben.

Wir hatten schon verabredet, dass wir abends Essen holten wollten und uns dann an Mohameds „Stammplatz“ zum Essen zu treffen. Dann waren wir nach dem Besuch des Ägyptischen Museum im ältesten Kaffee von Kairo (dort kam es zwei Stunden nachdem wir dort weg waren zu gewalttätigen Ausschreibungen) , wo sie lecker Backlava hatten und dann haben wir überlegt, dass wir ein bisschen davon für den Nachtisch mit nehmen. Irgendwie wurde daraus dann doch fast 1 1/2 Kilo, denn der Verkäufer hat die so schön zu einer Blume dekoriert. Dann haben wir uns gedacht, dass das für Nachtisch für uns drei viel zu viel sei und er lieber die Backlava mit nach Hause zu seiner Familie nehmen soll, um das mit seiner Familie zu teilen.

Nun hatten wir ja schon entschieden, dass wir Mohammed das Geld für den Rollstuhl oder mindestens einen Großteil der Anzahlung geben wollten. Als wir dann mit dem Backlava Paket ankamen, konnte er schon sein Glück nicht fassen, weil – wie er uns dann erzählte – er am Montag Abend zu seiner Familie fahren würde, die er nämlich nur alle 2 Monate sieht, um den Geburtstag zu feiern. Wir haben nicht so ganz verstanden welchen Geburtstag sie feiern, aber ist es wohl die jährliche Feier für die ganze Familie und da kam das Backlava genau richtig.

Hatte ihm die Freude über die Backlava schon weitgehend den Appetit verschlagen, war er wirklich fassungslos, als wir ihn dann baten das Geld für den Rollstuhl anzunehmen.

Und dieser liebe, bescheidene Mensch bat uns zum Abschied, ihn anzurufen, wenn wir wieder gut in Deutschland angekommen sein, damit er sich um uns keine Sorgen machen müsse. Also ob dieser Mann nicht genug an Sorge für seine Familie zu trägen hätte, wollte er uns wieder sicher in Deutschland wissen.

Im Hotel angekommen stellten wir fest, dass wir noch eine große Falsche Wasser, ein kleines Stück Schmelzkäse und etwas Brot im Kühlschrank hatten. Dann kam Joseph auf die Idee, zu schauen, ob Mohammed vielleicht noch am Platz wäre, um ihm unsere Essenreste zu bringen. Und tatsächlich war er noch da und hatte nach unserem Weggang tatsächlich zwei Kunden gehabt. Der zweite Kunde war gerade fast fertig als Joseph dort ankam und diese Mann Joseph erzählte, dass eben Mohammed ihm erzählt hätte, dass Allah ihm zwei Engel geschickt hätte, die ihm einen Rollstuhl für seinen Jungen geschenkt hätte.

Über den Schmelzkäse hatte er sich so gefreut, weil er kannte das bisher nur aus Schaufenstern. Aber er wollte den nicht allein essen, sondern mit einem Freund am nächsten Tag teilen.

Diesen Mensch in der Wüste Kairo getroffen zu haben, war wirklich ein Geschenk.

Begegnung mit Mohammed – und ein göttliche Offenbarung

Höhenpunkt unserer Reise war sicherlich die Begegnung mit Mohammed Amine, einen ganz liebevollen Schuhputzer, der viele Abend vergeblich auf Kunden wartet, seit dem die Touristen kaum noch kommen. Joseph und Mohamed hatten schon Freundschaft geschlossen, als ich ihn kennen lernte und als ich ihm ein paar Räucherstäbchen abkaufen wollte, auch um ihn wenigsten etwas zu unterstützen, aber dann erforderte es viel Überredungskunst, weil er mir diese schenken wollte.

Manche Menschen dort stellen ihre (vorgebliche?) Not zur Schau, um Touristen zum Spenden zu bringen, aber unser Freund Mohammed hat erst, nachdem er Joseph zum fünften Male traf, uns verraten, dass er einen behinderten Sohn hat, der an „blood clotting“ erkrankt ist, eine Erkrankung, die u.a. dazu geführt hat, dass sein Beine amputiert werden mussten und nun muss seine Mutter ihn immer herumtragen, und das mit immerhin 13 Jahren.

Nun hatte Mohammed begonnen auf einen Rollstuhl zu sparen, aber nachdem immer weniger touristen kommen, reicht das Geld nicht mal recht zum leben. Nun hatten wir ja viele schlechte Erfahrungen in Ägypten gemacht, dass zumindest bei mir zunächst trotzdem etwas Unsicherheit blieb, ob er nicht nur unser Mitgefühl ausnutzen wollte.

Aber dann – ich mag es wirklich so pathetisch ausdrücken – hat sich uns auf eine weise Gott offenbart.
In der folgenden Nacht träumten Joseph und ich beide von einem Rollstuhl, wie wir beim Frühstück uns gegenseitig erzählten. Josephs Traumvariante des Rollstuhls war etwas arabisch kitschig mit Edelsteinen und dergleichen verziert, meine Variante des Rollstuhls war schlichter und hatte aber ein Schild auf dem 99€ durchgestrichen war und nun 49€ stand. Was mir aber absurd vor kam, weil ich denke ein Rollstuhl kostet auch in Kairo um die 600€.

Nach der Oper haben wir auf dem Heimweg nochmal Mohammed besucht.

Am nächsten Tag hatten wir noch ein schönes Erlebnis mit einem Taxifahrer, der uns zum Hotel brachte. Wir sahen so 200 Meter vor unserem Hotel, Mohammed an seinem Stammarbeitsplatz sitzen und Joseph sagte dann, dass wir dort aussteigen wollten, weil dort unser Freund säße. Daraufhin fragte der Taxifahrer, was er falsch gemacht hatte, weil er nicht glaubte, dass das stimmen würde. Er saß eigentlich schon wieder im Taxi als er sah, dass das stimmte und Mohammed und wir uns freudig begrüßten. Und über diese Freude unsere Freundschaft ist der Taxifahrer nochmal ausgestiegen und hat uns ganz herzlich umarmt. Wir sind dann später ins Hotel gegangen und haben vier kleine Schokoladen Kugeln für ihn mitgebracht (wir hatten nur noch vier), eine für ihn und 3 für seine Kunde je eine. Aber er sagte dann dass er seine Schokolade aufheben will um sie mit seiner Frau zu teilen.

Unerfreuliches auch beim Besuch des Cairo Opera House

Wir haben dort Beethovens „Missa Solemnis“ gehört und ohne Zweifel, die musikalische Leistung des Orchesters (Cairo Symphony Orchestra) unter Jiří Petrdlík war herausragend. Der Chor war einer der besten die ich gehört habe. Von den Solisten konnte insbesondere der ägyptische Bass Reda El Wakil überzeugen. Die Sopranistin machte den Eindruck etwas in-disponiert zu sein.

Aber es gab eben auch unerfreuliches. Schon auf dem Weg zur Oper der Taxifahrer, der zunächst einen unnötigen Umweg fuhr, weil angeblich Demonstrationen auf dem Tahrir Platz seien (was nicht stimmte) und dann auf 100 ägyptische Pfund angeblich nicht herausgeben konnte, was wir ihm aber nicht glaubten. (vielleicht hätte er tatsächlich nicht vollständig rausgeben können, aber er tat so als ob er überhaupt kein Geld hätte). Ich musste dann erst zur Oper laufen, Geldwechseln, damit wir den Fahrer bezahlen konnten.

In der Oper angekommen wollten Sie mich hereinlassen, weil dieser Aufzug nicht formal genug war:

Zwar konnte man Krawatten leihen, aber nur mit gültigem Personalausweis/Reisepass und das in diesem Land!! Auf eine finanzielle Hinterlegung wollten sie sich nicht einlassen. Aber in einem Land in dem 8 von 10 Menschen einen betrügen und man die Gefahr von Überfällen schwer einschätzen kann (obwohl ich glaube, dass das tatsächlich wenig passiert), hatten wir natürlich wie sonst auch nur Kopien unsere Ausweise dabei.

Mir kam dann eine freundliche Dame aus dem Kosovo zur Rettung und hinterlegte freundlicherweise Ihren Personalausweis für mich, so dass ich dann diese Krawatte ausgeliehen bekam:

Ob das nun optisch ein Gewinn war, waage ich zu bezweifeln.

Joselito war ja glücklicherweise wie aus dem Ei gepellt und hatte keine derartigen Probleme beim Einlass:

Und hier nochmal die Main Hall von innen (Nico wieder ohne Krawatte):