Unsere Träume mit dem Rollstuhl hatten wir weiter auf uns wirken lassen. Aber am nächsten Tag wollten mal schauen, was so ein Rollstuhl denn tatsächlich vor Ort kostet. Und man wird es kaum glauben können, ein Rollstuhl im Kairo kostet wirklich zwischen 45 und 55 € je nach Ausführung, also so viel wie ich geträumt hatte. Und deshalb glaube ich tatsächlich, dass es eine Art göttlicher Offenbarung war, denn woher hätte ich wissen können, wie teuer ein Rollstuhl in Ägypten ist. Da stand unser Entschluss fest, dass wir nochmal Geld tauschten wollten, um genug Geld für den Rollstuhl zu haben.
Wir hatten schon verabredet, dass wir abends Essen holten wollten und uns dann an Mohameds „Stammplatz“ zum Essen zu treffen. Dann waren wir nach dem Besuch des Ägyptischen Museum im ältesten Kaffee von Kairo (dort kam es zwei Stunden nachdem wir dort weg waren zu gewalttätigen Ausschreibungen) , wo sie lecker Backlava hatten und dann haben wir überlegt, dass wir ein bisschen davon für den Nachtisch mit nehmen. Irgendwie wurde daraus dann doch fast 1 1/2 Kilo, denn der Verkäufer hat die so schön zu einer Blume dekoriert. Dann haben wir uns gedacht, dass das für Nachtisch für uns drei viel zu viel sei und er lieber die Backlava mit nach Hause zu seiner Familie nehmen soll, um das mit seiner Familie zu teilen.
Nun hatten wir ja schon entschieden, dass wir Mohammed das Geld für den Rollstuhl oder mindestens einen Großteil der Anzahlung geben wollten. Als wir dann mit dem Backlava Paket ankamen, konnte er schon sein Glück nicht fassen, weil – wie er uns dann erzählte – er am Montag Abend zu seiner Familie fahren würde, die er nämlich nur alle 2 Monate sieht, um den Geburtstag zu feiern. Wir haben nicht so ganz verstanden welchen Geburtstag sie feiern, aber ist es wohl die jährliche Feier für die ganze Familie und da kam das Backlava genau richtig.
Hatte ihm die Freude über die Backlava schon weitgehend den Appetit verschlagen, war er wirklich fassungslos, als wir ihn dann baten das Geld für den Rollstuhl anzunehmen.
Und dieser liebe, bescheidene Mensch bat uns zum Abschied, ihn anzurufen, wenn wir wieder gut in Deutschland angekommen sein, damit er sich um uns keine Sorgen machen müsse. Also ob dieser Mann nicht genug an Sorge für seine Familie zu trägen hätte, wollte er uns wieder sicher in Deutschland wissen.
Im Hotel angekommen stellten wir fest, dass wir noch eine große Falsche Wasser, ein kleines Stück Schmelzkäse und etwas Brot im Kühlschrank hatten. Dann kam Joseph auf die Idee, zu schauen, ob Mohammed vielleicht noch am Platz wäre, um ihm unsere Essenreste zu bringen. Und tatsächlich war er noch da und hatte nach unserem Weggang tatsächlich zwei Kunden gehabt. Der zweite Kunde war gerade fast fertig als Joseph dort ankam und diese Mann Joseph erzählte, dass eben Mohammed ihm erzählt hätte, dass Allah ihm zwei Engel geschickt hätte, die ihm einen Rollstuhl für seinen Jungen geschenkt hätte.
Über den Schmelzkäse hatte er sich so gefreut, weil er kannte das bisher nur aus Schaufenstern. Aber er wollte den nicht allein essen, sondern mit einem Freund am nächsten Tag teilen.
Diesen Mensch in der Wüste Kairo getroffen zu haben, war wirklich ein Geschenk.